Die Hybridbauweise - die Kombination von Holz, Stahl und Beton in einem Tragwerk - hat sich in Finnland nicht über Nacht durchgesetzt. Beton als Hauptbaumethode war dank seiner einfachen Anwendung, Langlebigkeit und Verfügbarkeit bereits seit langem der Industriestandard. Holz wurde hauptsächlich in kleinen Familienhäusern verwendet. Ab 2010 wurde der Holzbau für öffentliche Gebäude eingeführt. Er wurde nicht gerade mit Jubelschreien begrüßt, sondern erweckte Bedenken hinsichtlich des Brandschutzes, der Flexibilität und der allgemeinen Bauweise. Einzig der ökologische Aspekt war der einzige, bei dem Holz von Anfang an volle zehn Punkte erhielt. Langsam ging es los, die ersten Mehrfamilienhäuser mit CLT-Platten wurden um das Jahr 2013 gebaut. Die Zulassung des Holzbaus durch die Behörden erfolgte noch später - die erste finnische Kindertagesstätte mit CLT wurde erst 2018 gebaut.
Mangelndes Know-how gab den Anstoß für Innovationen
Auch wenn Holz ein umweltfreundliches Material war, so erforderte es doch eine Kombination mit anderen Materialien, um die Gebäudehöhe zu erhöhen und größere Spannweiten zu erzielen. Der nächste natürliche Schritt war die Hybridbauweise, aber die Anfänge waren voller Fragezeichen. In der Bauindustrie gab es keine standardisierten Methoden oder Verbindungselemente für die Hybridbauweise. Diese Unsicherheit verlangsamte die Projekte erheblich und verstärkte die Zurückhaltung bei der Einführung der Methode.
Als die ökologischen Aspekte immer strengere Anforderungen an neue Gebäude stellten, befand sich die Branche in einer Zwickmühle - sie musste einen Weg finden, um die Hybridbauweise zu standardisieren und sie zum neuen Standard in der Branche zu machen. Dank der Vorreiter der Branche - darunter auch Peikko - kamen schnell neue Innovationen auf den Markt, die die Hybridbauweise erleichterten und beschleunigten.
In der Praxis lernt man viele gute Dinge. Als neue hybride Bauprojekte begannen, war es äußerst wichtig, sie zu prüfen, zu dokumentieren und für künftige Projekte weiterzuverfolgen. Nach und nach wurden standardisierte Arbeitsweisen eingeführt, und die Hybridbauweise wurde zu einer beliebten und anerkannten Bauweise.
Herausforderungen und Chancen
Hybride Konstruktionen eignen sich am besten für Projekte, bei denen es um die Senkung der CO2-Emissionen geht, die aber gleichzeitig architektonische Anforderungen stellen, die Holz allein nicht erfüllen kann. Gebäude mit flexiblen Freiflächen und großen Spannweiten, wie Schulen oder Kindertagesstätten, profitieren vom Einsatz von hybriden Lösungen. Bei Hochhäusern ist jedoch aufgrund von Brandschutzanforderungen eine bestimmte regulierte Höhenbegrenzung zu beachten. Außerdem wirft die Kontrolle der Feuchtigkeit in einer hybriden Konstruktion immer noch Fragen auf und verlangt nach standardisierten bewährten Verfahren.
Im Holzbau sind Architekt:innen traditionell mit begrenzten Spannweiten konfrontiert; bei Hybridbauprojekten können sie Räume mit Blick auf die Kundenbedürfnisse und nicht auf die Einschränkungen der Konstruktion gestalten. Auf der anderen Seite profitieren die Tragwerksplaner:innen von standardisierten Lösungen, die ihre tägliche Arbeit beschleunigen. Die Bauunternehmen profitieren von den bekannten, leicht zu montierenden Lösungen.
Wenn alle an einem Bauprojekt Beteiligten von Anfang an wissen, welche Art von Rahmenkonstruktion verwendet wird, beschleunigt dies den Projektablauf erheblich.
In Zukunft wird die Hybridbauweise in den nordischen Ländern immer mehr Fuß fassen, insbesondere bei Bildungs- und Bürogebäuden. Denn die Hybridbauweise ist nicht nur eine sehr gut geeignete Lösung für verschiedene Projekte, sondern sie geht auch verschiedene Klimaprobleme an, die wir in Zukunft angehen müssen. Die standardisierten Produkte und Lösungen stärken das Vertrauen, auch anspruchsvolle Projekte zu verwirklichen.
Janne Manninen, Partner bei Wood Expert Oy, Finnland, ist ein erfahrener Experte in der finnischen Holzindustrie. Während seiner Karriere bei Stora Enso Oyj war er eine der treibenden Kräfte bei der Wiedereinführung von Holz im nordischen Bausektor. Janne hat an mehreren bekannten Holz- und Hybridbauprojekten in Finnland mitgewirkt, wie z. B. der von SRV errichteten Wood City. Dank der hybriden Konstruktion und dem DELTABEAM® von Peikko konnte die Gesamthöhe des Gebäudes um mehr als einen Meter reduziert werden. Auch die Anzahl der Stützen im Inneren des Gebäudes wurde deutlich verringert, um die Flexibilität zu erhöhen.